Transformation braucht starke Berufsbildung
Neue Studie zur Entwicklung des Arbeitsmarkts bis zum Jahr 2040
26.10.2022
Damit die Energiewende und der Umbau zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft gelingen kann, braucht es eine starke Berufsbildung. Doch die Realisierung der Transformationsziele ist auch davon abhängig, dass eine ausreichende Zahl von gut ausgebildeten Fachkräften vorhanden ist. Und da wird es künftig eng, denn Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Deutschland stehen vor einem Umbruch, der von Knappheiten geprägt ist. Knappheiten an Ressourcen infolge der COVID 19-Pandemie und des Krieges in der Ukraine sorgen für steigende Preise, und fehlende Fachkräfte verhindern ein langfristiges Wachstum.
So zeigt eine neue Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS), dass die Zahl der Erwerbstätigen bis zum Jahr 2040 von derzeit 44,92 Millionen Personen um rund 600.000 auf etwa 44,32 Millionen zurückgehen wird. Grund hierfür ist das Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Erwerbsleben. Die Zahl der zukünftig dual Ausgebildeten kann diesen Rückgang nicht auffangen. Die Projektionen zeigen deutlich, dass das Angebot an qualifizierten Erwerbstätigen die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften in immer mehr Berufen beziehungsweise Berufsgruppen nicht mehr decken kann. Dabei sind die größten Fachkräfteengpässe zu erwarten in den IT-Berufen, den technischen Berufen, im Baugewerbe sowie in den Gesundheits- und Sozialberufen.
BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser sieht klare Anzeichen dafür, dass sich die aktuellen Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachkräften verstetigen beziehungsweise sogar noch verschärfen könnten. „Die digitale und ökologische Transformation ist genau auf jene Fachkräfte angewiesen, an denen es zu mangeln droht. Das könnte den Umbau der Wirtschaft hemmen. Der Fachkräfteengpass droht damit zur Transformationsbremse zu werden. Fehlende Fachkräfte begrenzen zum Beispiel den zügigeren Ausbau erneuerbarer Energien. Wenn es hier nicht zu substanziellen Verbesserungen kommt, wird das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 aktuell nicht erreicht werden.“
Wie die anstehenden Herausforderungen bewältigt werden können und welchen aktiven Beitrag die berufliche Bildung dazu leisten kann, wird ab Donnerstag auf dem Kongress des Bundesinstituts für Berufsbildung diskutiert. Zwei Tage lang erörtern mehr als 1.000 Teilnehmende in Bonn unter dem Motto „Future Skills – Fortschritt denken“ mögliche Lösungsansätze, Perspektiven und Chancen der beruflichen Bildung in Deutschland. Die Keynotes zur Eröffnung halten die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, sowie der Vorstandsvorsitzende Deutsche Post DHL Group, Dr. Frank Appel.
Der BIBB REPORT 3/2022 „Es wird knapp. Ergebnisse der siebten Welle der BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsprojektionen bis zum Jahr 2040“ steht unter www.bibb.de/bibbZreport kostenlos zum Download zur Verfügung.