Ausbildung, fertig, los!

Fachkräftesicherung: Die Rolle von Azubis in der Personalentwicklung


03.09.2019

Ausbildungsstart! In vielen Unternehmen sind die jungen Nachwuchskräfte inzwischen eingetrudelt – in anderen bleiben offene Lehrstellen unbesetzt. Noch nie hatten es Firmen so schwer, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen wie in Zeiten von Fachkräftemangel. Der Zugang zu Gymnasien und Universitäten ist leichter denn je, worunter das duale Ausbildungssystem leidet. Gelingt es Ausbildungsbetrieben jedoch, offene Lehrstellen zu besetzen, liegt ihnen viel daran, dass sich die Azubis wohlfühlen und bestmöglich ausgebildet werden: zur eigenen Fachkräftesicherung. Zwei von drei Unternehmen nutzen Lehrstellen bewusst als Recruiting-Instrument.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Weiterbildungsportals kursfinder.de, das dazu 175 Personaler und Personalentwickler befragt hat. Auszubildende schaffen in Unternehmen Sicherheit: Mit ihrer Hilfe können Betriebe den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg sicherstellen. Demnach rücken die Nachwuchskräfte schon früh in den Fokus der Personalentwicklung. „Wir bilden in erster Linie aus, weil wir die Kräfte selbst brauchen”, sagt etwa Brigitte Fritz, Personalleiterin bei BRUNATA-METRONA. Um Auszubildende zu gewinnen, wirbt das Unternehmen mit einer hohen Übernahmequote. Sind die Azubis dann an Bord, werden sie permanent gefördert und weiterentwickelt. Reflexionsworkshops gehören gleichermaßen dazu wie Produkt- oder Geräteschulungen. Vor allem im letzten Ausbildungsjahr, wenn feststeht, in welcher Abteilung es nach dem Berufsabschluss für die jungen Mitarbeiter weitergeht, werden spezifische Weiterbildungen ermöglicht.
Vom Azubi zum Obermonteur
Mehr als jeder andere setzt das Handwerk auf den Nachwuchs. Hier ist der Bedarf besonders hoch. Das Elektrounternehmen DEKTRO Abel hat vorgesorgt. Schon 2011 hat der Mannheimer Betrieb die Ausbildungsquote um 50 Prozent erhöht: Von den rund 100 Mitarbeitern sind knapp 15 Prozent Lehrlinge. Ihre Zukunftsaussichten sind bei guten Leistungen rosig. Qualifizierte Nachwuchskräfte bekommen die Möglichkeit, in das interne Personalentwicklungsprogramm „Vom Azubi zum Obermonteur” aufgenommen zu werden. Sobald die jungen Mitarbeiter nach ihrer dreieinhalbjährigen Ausbildung zum Elektrotechniker zwei Jahre Praxiserfahrung im Betrieb gesammelt haben, können sie sich dafür bewerben. Wer im Programm aufgenommen wird, bekommt in den nächsten fünf Jahren sämtliche Schulungen, die notwendig sind, um als Obermonteur zu arbeiten: Projektleitungs-, Führungs- und Rhetorikseminare gehören gleichermaßen dazu wie technische Weiterbildungen. Eine Zwischenprüfung und ein Abschlussprojekt runden das Programm ab. Dass der Mitarbeiter sein Wissen später in einem anderen Handwerksbetrieb einbringen könnte, sieht Geschäftsführer Dirk Abel nicht als Risiko an: „Wenn wir unseren Mitarbeitern so viel Perspektive bei uns bieten, dann gehen sie in der Regel nicht.”
Direkter Draht zu den Fachexperten
Investition in die Jüngsten hat auch beim Sprachtraininganbieter Speexx Priorität. Kritische Talente zu finden und zu halten sei die große Herausforderung, so L&D-Manager Tim Darling. Gerade Letzteres wird durch ein speziell für Auszubildende konzipiertes Programm unterstützt: Es hilft den Azubis dabei, ihre Karriereziele zu gestalten und ihre Karrierepfade im Unternehmen zu präsentieren. „Wichtige Säulen des Programms sind: der Zugang zu Fachexperten innerhalb der Organisation, das Schaffen von Vernetzungsmöglichkeiten, persönliches Mentoring und regelmäßige Treffen mit dem Programmleiter zur Bewertung der Wirksamkeit des Programms”, erläutert Darling.
So wachsen viele Auszubildende direkt mit dem Ausbildungsstart ins lebenslange Lernen hinein. Der große Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften legt einen guten Grundstein für eine angenehme, solide Ausbildung mit Perspektiven und Entwicklungspotenzialen, wie es sie für kaum eine andere Generation je auf dem Arbeitsmarkt gegeben hat – häufig sogar mit Übernahmegarantie bereits beim Unterzeichnen des Ausbildungsvertrages.

Quelle: kursfinder.de