Neue Akzente für die Arbeitsmarktpolitik im Land
Umsetzung des Landesprogramms „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“
17.08.2017
Wirtschafts- und Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hat sich ganztägig über die Umsetzung des Landesprogramms „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ informiert. Stationen waren dabei Reutlingen, Göppingen und Leinfelden-Echterdingen.
„Trotz der derzeit guten Konjunkturlage mit einer Rekordbeschäftigung und der niedrigsten Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg seit 25 Jahren haben manche Menschen Schwierigkeiten, Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden. Es bleibt aber eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, möglichst allen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Mit dem Programm ‚Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt’ setzen wir neue Akzente für die Arbeitsmarktpolitik in Baden-Württemberg, um dieses Ziel zu erreichen“, betonte Hoffmeister-Kraut. Die Landesregierung stelle dafür bis 2020 insgesamt rund 19,2 Millionen Euro für die verschiedenen Bausteine des Programms zur Verfügung.
Unabhängige Beratungsstellen übernehmen moderierende Vermittlerrolle
Einer dieser Bausteine sei seit Juli 2017 die Förderung von landesweit zwölf Arbeitslosenzentren durch das Wirtschafts- und Arbeitsministerium mit einem Volumen von insgesamt 600.000 Euro für ein Jahr lang. Die ausgewählten Zentren erhalten einen Zuschuss von jeweils 50.000 Euro zu ihren Personalkosten, um eine kompetente und gesicherte Beratungstätigkeit zu gewährleisten.
Im Beratungszentrum der Arbeiterbildung e. V. in Reutlingen machte sich Ministerin Hoffmeister-Kraut ein unmittelbares Bild von der Initiative vor Ort: „Mit der Förderung der Arbeitslosenberatungszentren bieten wir insbesondere langzeitarbeitslosen Menschen eine Anlaufstelle für unabhängige Beratung und Betreuung wie auch einen Ort zur Pflege sozialer Kontakte. Die Arbeit der Beratungszentren hat sich als wichtiger Baustein erwiesen, der zu einer Wiederannäherung und Integration an den Arbeits- und Ausbildungsmarkt sowie zur sozialen Teilhabe beitragen kann.“
Die unabhängigen Beratungsstellen nähmen eine wichtige moderierende Vermittlerrolle zwischen den erwerbslosen Menschen und den Sozialleistungsträgern wahr, um Langzeitarbeitslosen mit mehrfachen Vermittlungshemmnissen neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen, so die Ministerin. Als Vermittlungshemmnisse gelten Umstände wie etwa der berufliche Qualifizierungsstand, gesundheitliche Einschränkungen, mangelnde Sprachkenntnisse oder besondere familiäre Erfordernisse wie etwa bei Alleinerziehenden.
Bedarfsgemeinschaften mit minderjährigen Kindern unterstützen
Von einem weiteren Baustein des Programms – Modellprojekte zur besseren Verknüpfung von Beschäftigungsförderung und Jugendhilfe – machte sich die Wirtschafts- und Arbeitsministerin in Göppingen auf dem Waldeckhof der Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung gGmbH ein persönliches Bild.
Göppingen ist einer von sechs Standorten, an dem die PHÖNIX Beschäftigung und Bildung e. G. als Gesamtprojektträger sieben bis zehn Familien im SGB II-Leistungsbezug mit mindestens einem minderjährigen Kind ganzheitlich betreut. In Göppingen übergab die Ministerin persönlich den entsprechenden Förderbescheid über 300.000 Euro an die PHÖNIX e. G. Hoffmeister-Kraut: „Mir persönlich ist es wichtig, dass wir Bedarfsgemeinschaften mit minderjährigen Kindern besser erreichen und umfassend unterstützen können. In diesen Familien fehlt es mitunter nicht nur an auskömmlicher Erwerbsarbeit, sondern auch an positiver Lebensfreude und einem Lebensplan. Deshalb muss es eine qualifizierte Vertrauensperson geben, die jedes einzelne Familienmitglied und die Familie als Einheit im Blick hat.“
Ziel des Projekts sei, dass Jobcenter und Beschäftigungsträger eng mit der Jugendhilfe zusammenarbeiten. Auch Informationsdefizite über weitere Hilfsangebote sollten abgebaut und gesellschaftliche Teilhabe gefördert werden. „Jeder, der Kinder hat, weiß, welche Vorbildfunktion Eltern zufällt. Wichtig ist es daher, Eltern zu stärken. Sie müssen wieder den Mut fassen, für sich erreichbare Perspektiven zu entwickeln, um nicht zuletzt gute Vorbilder für ihre Kinder zu sein“, unterstrich die Ministerin.
Langzeitarbeitslosen Chance auf dauerhafte Beschäftigung geben
Wie ein dritter Programmbaustein mit Leben gefüllt wird, besichtigte Ministerin Hoffmeister-Kraut in Leinfelden-Echterdingen bei der Firma Fiberreed Harry Hartmann. Der Betrieb, in dem synthetische Blätter für Saxophone und Klarinetten hergestellt und weltweit vertrieben werden, nimmt am Programmbaustein „Passiv-Aktiv-Tausch PLUS“ (PAT-PLUS) teil und hat in diesem Rahmen bereits Personen nach der PAT-Förderung eingestellt.
Beim Passiv-Aktiv-Tausch PLUS, mit einer Förderung von 2,1 Millionen Euro jährlich vom Volumen und der Bedeutung her größter Baustein innerhalb des Programms „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, geht es darum, anstelle der Finanzierung von Arbeitslosigkeit Arbeitgeber mit einem Lohnkostenzuschuss zu unterstützen, um Langzeitarbeitslosen eine Chance auf eine dauerhafte Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu geben. Auch arbeitsplatzbezogene Qualifizierungen werden in diesem Rahmen gefördert. Damit werden die Chancen auf eine nachhaltige Beschäftigung zusätzlich gestärkt. „Mit der Förderung durch PAT PLUS konzentrieren wir uns bewusst auf diejenigen Menschen, die bei den Bemühungen zur Vermittlung in den Arbeitsmarkt ‚hinten in der Schlange stehen‘“, sagte Hoffmeister-Kraut.
Das Programm „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“
Mit dem Programm „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ verbessere das Land vor allem für Langzeitarbeitslose die Situation auf dem Arbeitsmarkt, und setze damit auch eines der wesentlichen Ziele der Fachkräfteallianz um, nämlich verstärkt das Potenzial langzeitarbeitsloser Menschen zu erschließen.
Ministerin Hoffmeister-Kraut: „Mir ist es sehr wichtig, auch für diejenigen im Land etwas zu tun, die sonst oft genug durchs Raster fallen.“ Sie werde daher auch weiterhin vertieft die Wirksamkeit des Programms vor Ort mit den Partnern eruieren.